Im Prinzip möchte ich einen innovativen und ressourcenschonenden Beton entwickeln. Dabei geht es in erster Linie darum, die Grenzwerte für Recyclingbeton in Bezug auf die rezyklierte Gesteinskörnung zu überprüfen und aufzuweiten, da die Anforderungen aus der aktuellen Norm zu restriktiv und nicht mehr zeitgemäß erscheinen. In der Norm sind Grenzwerte festgelegt, die scheinen aber zu restriktiv und nicht mehr zeitgemäß zu sein.
Deshalb geht es vor allem darum zu schauen: Kann ich diese Normen aufweichen oder entwickeln; kann ich 60, 70, 80 Prozent oder, wie wir es schon in der Richardstraße bei OTTO WULFF gemacht haben, 100 Prozent der natürlichen Gesteinskörnung durch recyklierte Gesteinskörnung ersetzen? Sind 100 Prozent wirklich die Zukunft oder sind es vielleicht nur 80 Prozent? Darum geht es ein bisschen.
Dann natürlich: Welche recycelten Materialien oder Abfallprodukte aus anderen Industriezweigen kann ich dem Beton zumischen, sodass ich den Beton in Bezug auf seine Eigenschaften und die Nachhaltigkeit positiv beeinflussen kann? Der ganze Prozess soll ja auch im Sinne der ganzheitlichen Kreislaufwirtschaft gestaltet werden und da bietet sich der Blick in andere Industrien natürlich an.
Das sind die beiden Hauptpunkte. Am Ende würde ich gerne die Verbindung zur alternativen Bewehrung schlagen und diese mit dem Beton kombinieren und testen.
Und das ganz große Ziel ist dann, den ressourcenschonenden Beton in einem Pilotprojekt großflächig einzusetzen und in der Anwendung zu überprüfen.
Erik: Das heißt, Deine Forschung könnte den Alltag bei OTTO WULFF und in der Branche prägen, weil die Materialien natürlich den gesamten „Footprint” beeinflussen.
Niklas: Genau, das Ziel ist es, einen ressourcenschonenden und innovativen Beton zu entwickeln, um dazu beizutragen, eine ganzheitliche Kreislaufwirtschaft zu gewährleisten. Das ist das große Ziel. Ich glaube, Recyclingbeton wird wahrscheinlich nicht jedes Bauteil ersetzen können. Das ist genauso wie bei der alternativen Bewehrung. Das wird auch in Zukunft wahrscheinlich nicht in jedem Bauteil die Stahlbewehrung ersetzen können. Es kommt unter anderem immer auf die Umgebungsbedingungen und die Dauerhaftigkeitsanforderungen an. Aber ich glaube, es gibt einfach Anwendungsbereiche, wo es sinnvoller ist, Recyclingbeton einzusetzen. Von daher wird das, glaube ich, hochinteressant und wer weiß, was uns die Zukunft bringt. Am Ende haben wir ja vielleicht doch einen Beton, der den „Standardbeton“ in den Schatten stellt.
Erik: Wie stellst Du den zeitlichen Rahmen Deiner Promotion und der Forschung vor?
Niklas: Das ist natürlich schwer zu sagen. Wenn alles gut läuft, dann dauert es drei Jahre. Ich rechne mit drei bis vier Jahren. Das muss man sehen, denn es kommt ein bisschen darauf an, welche Versuche gemacht werden: Sind es Langzeitversuche oder Kurzzeitversuche? Aber das ist die Zeitspanne, in der ich mich bewegen möchte.
Erik: Gibt es spezifische Herausforderungen, wo Du sagst: Das könnte in Deiner Forschung eine Hürde darstellen?
Niklas: Recyclingbeton verhält sich ja ein bisschen anders, beispielsweise beim Verarbeiten. Ich kann den tollsten und besten Beton im Labor entwickeln, aber am Ende ist er auch nur so gut, wie er gemischt und eingebaut wird – und in welcher Qualität er auf die Baustelle kommt. Von daher ist es nicht nur „Ich als Doktorand mache da das Beste“, sondern am Ende ist es wieder: Wir alle zusammen schaffen ein Produkt, das zukunftsträchtig ist.
Erik: Danke für das Gespräch – und alles Gute für Deine Forschung!