CIRCUIT - Musterbude
Auf dem Firmengelände der OTTO WULFF Bauunternehmung GmbH in Hamburg-Billstedt steht ein deutschlandweit einzigartiges Gebäude. Bodenplatte und Wände der „Musterbude“ bestehen aus unterschiedlichen Sorten Recyclingbeton, nur die Decke ist als Referenz in einem Standard-Beton ausgeführt. Zwei der verbauten R-Betone entsprechen der aktuell gültigen Norm mit den jeweils vorgeschriebenen Anteilen an austauschbaren wiederaufbereiteten Gesteinskörnungen. Die anderen Pioniersorten bewegten sich außerhalb der aktuell gültigen Normen: zum Beispiel eine Rezeptur mit Ziegelsplitt, aber auch – mit Aussicht auf die kommende Neufassung der DIN 1045 – eine Rezeptur unter Verwendung von Brechsand. Unter dem Arbeitstitel „Hamburger Mische“ wurden sogar 100 Prozent der natürlichen Gesteinskörnung durch rezykliertes Material ersetzt.
All das begann 2019: OTTO WULFF startete gemeinsam mit den Firmen OTTO DÖRNER Kies und Deponien GmbH & Co. KG, EGGERS Tiefbau GmbH, e-hoch-3 eco impact experts GmbH & Co. KG sowie der Freien und Hansestadt Hamburg und der Technischen Universität Hamburg das Forschungsprojekt „Circular Construction in Regenerative Cities“ (CIRCuIT). Gefördert von der Europäischen Union und unterstützt von weiteren Unternehmen wie Lebbin Beton und ABN-Betonlabor geht es darum, die Einsatzmöglichkeiten von R-Beton im Sinne eines an den Modellen der Kreislaufwirtschaft orientierten, ressourcenschonenden Bauens voranzubringen. Kurzformel: Mit möglichst geringem Aufwand für die Aufbereitung eine maximale Menge an rezykliertem Material erreichen und wiederverwenden.
In der Musterbude sowie im Labor wurden die Rezepturen mit den rezyklierten Gesteinskörnungen von verschiedenen Herstellern in zahlreichen Versuchsanordnungen getestet und die nach Norm erforderlichen Prüfungen durchgeführt.
„Grundsätzlich ist der Wasseranspruch von R-Beton höher, was an der Porosität und Porigkeit der unterschiedlichen Gesteinskörnungen liegt. Ziegelsplitt z. B. zeigte in den Versuchen den höchsten Konsistenzverlust“, berichtet Thomas Storm, Betontechnologe bei OTTO WULFF. „Die erste Laborprobe für die „Hamburger Mische“ wurde mit nur einer Fraktion bei einer Körnung von 0 – 16 mm hergestellt. Diese Probe hat uns gezeigt, dass man den Beton aus mindestens zwei Fraktionen mischen muss. Mit Blick auf die Verdichtung ist der Feinanteil ansonsten zu hoch und die Verarbeitbarkeit wird stark beeinträchtigt“, berichtet Robert Jäger, Prüfstellenleiter bei OTTO WULFF.
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Fotocredits: Miguel Ferraz